Antwort von Koni Rohner, Psychotherapeut FSP:

Ein erster Schritt besteht darin, sich diese Schwäche einzugestehen. Das haben Sie ja bereits getan, wenn Sie mir schreiben und etwas dagegen unternehmen wollen. Es ist gut, das Gefühl, wenn es auftritt, nicht zu bekämpfen, sondern zu beobachten, wie es sich anfühlt und wo im Körper man es spüren kann. Das klingt zwar paradox – doch Hirnforscher fanden heraus, dass sich ein Gefühl abschwächt, wenn man sich ihm zuwendet. Besser noch packt man das mit einem Psychotherapeuten an. Sein begleitendes Verständnis hilft bei diesem Prozess.

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Eifersucht ist zwar verbreitet, aber sie gehört nicht notwendig zum Liebesleben. In einer Befragung der deutschen Zeitschrift «Lisa» 2008 gaben 30 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen an, nicht eifersüchtig zu sein. Eifersucht ist kein Zeichen für besonders heftige Liebe. Eifersucht kann aber in der Tat zerstörerisch sein. Die Redewendung «Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft» hat ihre Berechtigung.

Dem Objekt der Begierde nachschnüffeln

Dieselbe Befragung ergab, dass 40 bis 50 Prozent der Eifersüchtigen dem Partner heftige Szenen machen. Gibt es dafür keinen realen Grund, wird das dem Beschuldigten auf die Länge zu viel – er wird sich zurückziehen. Das bedeutet Leid für den Eifersüchtigen, wobei ihn aber bereits die Eifersucht belastet. Überall fürchtet der oder die Betroffene, betrogen zu werden, ständig ist er oder sie misstrauisch und muss heimlich und offen nachforschen – in der Agenda des Partners, auf dem Computer, dem Handy, in Kleidern.

Eine Studie der Universität Pennsylvania zeigte 2009, dass sich die Eifersucht der Männer eher auf sexuelle Seitensprünge bezieht, die der Frauen eher auf emotionales Fremdgehen.

Die Ursachen der Eifersucht
  • Es kann Neid auf den Partner sein, der etwas erlebt, was einem fehlt.
  • Oder aber Neid auf den vermeintlichen Nebenbuhler oder die Nebenbuhlerin, die etwas bekommt, was einem fehlt.
  • Eine dritte Form ist die projektive Eifersucht: Der Betroffene unterdrückt heftige eigene Wünsche, fremdzugehen, die aus dem Unbewussten wie auf eine Leinwand auf den unschuldigen Partner projiziert werden. Er bekämpft also im andern lautstark, was eigentlich sein eigenes Problem ist. Er sieht den Splitter im Auge des andern, den Balken im eigenen nicht.
  • Grundsätzlich wird schliesslich von der Eifersucht am meisten gequält, wer sich selber für wertlos hält. Eigentlich kann er nicht verstehen, wieso der Partner sich für ihn entschieden hat, und er ist überzeugt, dass jeder andere Mensch attraktiver ist als er selbst. Diese Eifersucht ist eigentlich eine Angst vor dem Verlust des Partners.
Die vier Wege, Eifersucht zu überwinden
  • Wer seine Eifersucht fühlen kann, ohne gleich irrational zu reagieren, kann erkennen, ob er neidisch ist auf etwas, was ihm fehlt. Fehlt Zärtlichkeit, erfüllende Sexualität, Zuneigung, Respekt, Interesse des Partners? Wer das weiss, kann sich dafür einsetzen oder es zumindest mitteilen.
  • Wer klar erkennt, dass er eigene Seitensprungwünsche projiziert, ist bereits nicht mehr Opfer dieses Mechanismus.
  • Am längsten dauert es wohl, sein Selbstbewusstsein so zu stärken, dass man darauf vertrauen kann, dass der Partner woanders nichts Besseres finden wird. Oft steckt hinter diesem Gefühl der Minderwertigkeit ja eine lange Geschichte. Selbstbewusstsein heisst wörtlich «sich seiner selbst bewusst sein». Mit anderen Worten: sich kennen und schätzen.
  • In schweren Fällen gelingt das nur mit einem wertschätzenden Therapeuten. In diesem Setting kann man endlich die korrigierende Erfahrung machen, dass man mit seinen Stärken und Schwächen okay und liebenswert ist.
Buchtipp

Rolf Merkle: «Eifersucht. Die Angst vor dem Verlust des Partners überwinden»; Pal Verlagsgesellschaft, 2013, 120 Seiten, CHF 19.90 (mit Selbsttest)