Es ist einer der seltenen Momente, in denen man alles um sich vergisst. Die ungezähmte Kraft des Atlantischen Ozeans überrollt mich förmlich. Ich stehe auf 310 Millionen Jahre altem Felsgestein, das sich einst auffaltete und aus dem Meer erhob. Am Horizont vereint sich das Blau des Himmels mit demjenigen des Meeres, unter mir krachen die mit weissen Schaumkronen bedeckten Wellen gegen die rauen Klippen. Es ist eine faszinierende Energie, die an diesem Flecken an der Westküste der Algarve in Portugal zu spüren ist. «Mächtig, aber doch beruhigend», fasst es Bruno Rodrigues perfekt zusammen.

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Der Geologe kennt hier jeden Stein. Mit ihm und Vogel- und Pflanzenexperte João Ministro erkunde ich einen Teil des Fernwanderweges Rota Vicentina (siehe Box) im knapp 90'000 Hektar grossen Naturpark Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina.

Unser Ziel ist der südwestlichste Punkt Europas, das zur Ortschaft Sagres gehörende Cabo de São Vicente mit seinem geschichtsträchtigen Leuchtturm mit der auffällig roten Kuppel. Von hier aus sind vor Jahrhunderten Entdecker zu ihnen noch unbekannten Kontinenten aufgebrochen.

Wir haben auf unserer eigenen Entdeckungstour Glück: Den ganzen Tag über ist es praktisch windstill. Eher ungewöhnlich an der Küste, insbesondere Anfang Januar. Wer hier unterwegs ist, muss sich in der Regel mit dem Wind arrangieren. Deshalb ist es ratsam, die Rota Vicentina – sie setzt sich aus dem Trilho dos Pescadores (Fischerpfad) und dem Caminho Histórico (Historischer Weg) zusammen – von Nord nach Süd zu absolvieren. Den Trail im Sommer zu begehen, empfiehlt Rodrigues nicht. Weil dann die Sonne gnadenlos sei.

Bizarre Felsformationen

Wir sind auf dem Fischerpfad unterwegs, und das Vorwärtskommen ist nicht einfach. Das liegt aber nicht am Weg, der zwar Trittsicherheit voraussetzt, aber ausgezeichnet markiert und problemlos begehbar ist. Vielmehr wartet alle paar Meter die nächste spektakuläre Aussicht. Sei es tief hinunter zu Stränden, die geschützt in mächtigen Felsenbuchten liegen, oder auf bizarre Felsformationen.

Besonders die Landschaft rund um den Strand Praia do Telheiro sticht heraus. Die Felsen sind hier wegen des Eisengehalts von intensiven Rottönen durchzogen; ein krasser Kontrast zu den sonst eher dunklen Klippen, auf denen der Fischerpfad verläuft.

Die Praia do Telheiro ist auch für Sportler etwas Besonderes: Sie gilt als Hotspot für Surferinnen und Surfer, die von überall her zu kommen scheinen. Auf dem Parkplatz hoch über dem Wanderweg, der hier fast bis zum Meer hinunterführt, reihen sich die Vans dicht aneinander. Im Meer treiben die Wassersportler auf ihren Brettern und warten auf die perfekte Welle.

Thymian und «Alienpflanze»

Wir lassen den Trubel hinter uns und tauchen nach der nächsten Kurve in eine völlig neue Landschaft ein. Wir finden uns in einer grünen Oase wieder – ein weiterer Kontrast zu den eher kargen Abschnitten auf der Hochebene.

Hier präsentieren sich diverse einheimische Arten wie etwa der unverschämt gut riechende wilde Thymian, von den Einheimischen «Tomilho» genannt, oder der mediterrane Wacholder, dessen Früchte für die Gin-Herstellung verwendet werden. Windgeschützt und von der Sonne verwöhnt, wachsen sie hier besonders üppig. Auf den weiten Flächen der Klippen werden die Pflanzen wegen der rauen Verhältnisse kaum höher als einen Meter.

Doch entlang des Fischerpfads gibt es auch Pflanzen, die hier nichts verloren haben – etwa Carpobrotus edulis, die Mittagsblume. «Alienpflanze» nennt sie João Ministro und bricht einen Zweig ab. «Der abgetrennte Teil wächst einfach weiter», sagt er, während ein Kormoran über unseren Köpfen aufs offene Meer hinausfliegt.

Adler, Störche, Wanderfalken und viele mehr: Vogelbeobachter kommen definitiv auf ihre Kosten im Naturpark Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Auch João Ministro gehört zu ihnen. «Als wir vor zwanzig Jahren mit Kameras hier auftauchten, wurden wir von den Bewohnern von Sagres argwöhnisch beobachtet», erinnert er sich.

Das hat sich mittlerweile geändert. Sogar so weit, dass das jeweils im Oktober stattfindende Sagres Birdwatching Festival auch für die Einheimischen nicht mehr wegzudenken ist.

Mittlerweile lässt sich in nicht mehr allzu grosser Distanz der Leuchtturm von Cabo de São Vicente ausmachen. Kurz vor dem Ende der Tour haben wir nochmals Glück. Am Wegrand entdecken wir eine erste Lack-Zistrose, die ihre weiss-gelbe Blüte in voller Pracht präsentiert. Normalerweise ist das erst ab Februar der Fall.

Die Rota Vicentina - Algarve
Die Rota Vicentina

Der Weitwanderweg Rota Vicen- tina besteht zum einen aus dem 226 Kilometer langen und in 13 Etappen aufgeteilten Trilho dos Pescadores (Fischerpfad). Er führt von Porto Côvo an der Küste entlang nach Lagos. Wanderer sollten trittsicher und schwindelfrei sein. Zum anderen gehört der Caminho Histórico (Historischer Weg) mit 13 Etappen (Gesamtlänge 263 Kilometer) zur Rota Vicentina. Er verläuft von Santiago do Cacém bis Cabo de São Vicente. Dazu kommen diverse Rundwege. www.rotavicentina.com

Parc des Ballons des Vosges, Frankreich

Parc des Ballons des Vosges, Frankreich
Quelle: Lutz Storm
Frankreich

Von kleinen Teichen bis zu grossen Seen, von breiten Flüssen bis zu hohen Wasserfällen: Das Element Wasser spielt im unweit von Colmar gelegenen Parc naturel régional des Ballons des Vosges eine zentrale Rolle. Für Wassersportfans sind dabei insbesondere die drei Seen Gérardmer, Longemer und Retournemer interessant: Kanus können vor Ort gemietet werden. Wer nicht ins Wasser will, kann den Park auf einer Mountainbike-Tour, zu Pferd, aus der Luft (Gleitschirmflug) oder im Fels (Klettern) entdecken. Der Naturpark hat also viel zu bieten, obschon er erst 1989 gegründet wurde. www.parc-ballons-vosges.fr

Karte Parc des Ballons des Vosges, Frankreich

Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, Deutschland

Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, Deutschland
Quelle: ZVG
Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, Deutschland
Deutschland

Jeweils im Herbst ist im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft buchstäblich der Vogel los. Dann machen rund 60'000 Kraniche auf ihrem Weg in den Süden Halt an Deutschlands Ostseeküste. Auch sonst wird es im 786 Quadratkilometer grossen Park – 83 Prozent der Fläche sind Ostsee, Wattflächen und Lagune – nicht langweilig. Dafür sorgt ein gut markiertes Netz von Wander- und Radwegen. Unterwegs stehen die Chancen gut, mächtige Rothirsche oder den blauen Moorfrosch zu sehen. www.nationalpark-vorpommersche-boddenlandschaft.de

Naturpark Nagelfluhkette, Österreich/Deutschland

Naturpark Nagelfluhkette, Österreich/Deutschland
Quelle: ZVG
Österreich / Deutschland

Der Gebirgszug der Nagelfluhkette ist Namensgeber für den grenzüberschreitenden Park zwischen Deutschland und Österreich. Er vereint das südliche Allgäu mit dem vorderen Bregenzerwald. Somit ist der Naturpark mit dem 1834 Meter hohen Hochgrat nur einen Steinwurf von der Schweizer Grenze entfernt. Der Park ist von vier grossen Tälern durchzogen, deren Landschaften sich alle unterscheiden. Sie bieten dem Auerhuhn, dem Steinadler, dem seltenen Moor-Enzian und dem Wiesenpieper, der im Vorarlberg bis 2013 als ausgestorben galt, einen Lebensraum.

In diesem hervorragenden Wandergebiet stehen mehrere Touren zur Auswahl. Eine davon führt durch das Quelltuffgebiet an der Subersach mit seinen Kalksinterbildungen, die aus verfestigter vulkanischer Asche entstanden sind. Die bizarren Formen bieten einen faszinierenden Anblick: Je nach Lichteinfall nehmen sie unterschiedliche gelbbraune Farbtöne an. Die 2,4 Kilometer lange Strecke verläuft grösstenteils über gut begehbare Kieswege und Holzstege.

Viel Lehrreiches bietet auch der Grenzerpfad im Gebiet zwischen Sulzberg und Oberreute. Zehn Stationen informieren über ökologische Lebensräume und ihre Flora und Fauna. Auch die Geschichte der deutsch-österreichischen Grenze sowie Schmuggler und Zöllner sind Thema. Unterwegs nimmt der «Schmugglerpeter» die Kinder mit auf eine Abenteuerreise und lädt sie dazu ein, die Natur mit spielerischen Mitteln selbst zu erforschen. Auf den rund 7,5 Kilometern finden sich mehrere Picknickplätze.

Wer sich nach etwas mehr Action sehnt, kann sich auf die Tour über die Nagelfluhkette von Immenstadt nach Oberstaufen aufmachen. Für die mindestens siebenstündige Wanderung sind viel Bergerfahrung, gute Kondition und eine entsprechende Tourenvorbereitung Voraussetzung. Das Abenteuer startet an der Bergstation der Hochgratbahn auf 1704 Meter Höhe und führt über die Gipfel der Nagelfluhkette bis hin zur Bergstation Mittagbahn auf 1420 Metern über Meer. Unterwegs wird man für die Anstrengungen mit einer imposanten Aussicht auf die Alpen belohnt.

www.nagelfluhkette.info

Karte Naturpark Nagelfluhkette, Österreich/Deutschland

Nationalpark Gran Paradiso, Italien

Nationalpark Gran Paradiso, Italien
Quelle: Krzysztof Michno
Karte Nationalpark Gran Paradiso, Italien
Italien

Dass es den 700 Quadratkilometer grossen Nationalpark Gran Paradiso überhaupt gibt, ist König Viktor Emanuel II. zu verdanken. 1856 erklärte er das Gebiet zum königlichen Jagdrevier. Zudem sorgte er für ein Wegesystem zum Schutz der Tiere, auf dem bis heute Wanderfans unterwegs sind. Diese kommen im Gran Paradiso, der sich vom Nordwesten Italiens über die Regionen Aostatal und Piemont erstreckt, definitiv auf ihre Kosten. Aber auch Velofahrer sind hier nicht falsch. Neben diversen Bikerouten im Park ist die Fahrt auf den Nivolet-Pass ein Highlight. Zwar sind die rund 1000 Höhenmeter anstrengend. Unterwegs wird man aber mit der Sicht auf die imposanten Seen Serrù und Agnel belohnt. Das Besondere an der Strasse: Sie ist nur auf der Seite des südlich gelegenen Valle dell’Orco asphaltiert. Auf der nördlichen Seite, Richtung Valsavarenche, hat es nur eine Schotterpiste, die mit dem Rennrad nicht befahrbar ist. www.pngp.it